Wasserstoff: Zukunftsinvestition mit Risiken

Die Investitionen in Wasserstofftechnologien haben in den letzten Jahren weltweit stark zugenommen – und dieser Trend setzt sich auch 2025 fort. Laut einem Bericht von Allianz Commercial haben sich die weltweiten Wasserstoffprojekte von 2021 bis 2024 versiebenfacht – von über 200 auf mehr als 1.500 Projekte. Europa ist führend mit rund 617 Projekten, gefolgt von Nordamerika mit etwa 280. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Wasserstofferzeugung soll durch Investitionen bis 2035 auf 60 % steigen. Großprojekte wie H2Global und nationale Wasserstoffstrategien (z. B. in Deutschland) treiben die Entwicklung massiv voran. Zwar schwanken die genauen Zahlen je nach Quelle und Definition, aber Schätzungen zufolge fließen weltweit mehrere hundert Milliarden Euro in Wasserstoffprojekte bis 2030. Allein die EU plant Investitionen von über 470 Milliarden Euro in Wasserstofftechnologien bis 2050.

Mit Blick auf Versicherungen ergeben sich durch Wasserstoff insbesondere Sicherheitsrisiken und Finanz- bzw. Investitionsrisiken.

Wasserstoff ist hochentzündlich und erfordert spezielle Sicherheitsvorkehrungen bei Lagerung, Transport und Nutzung. Die Verwendung in der Industrie, bspw. in der chemischen Industrie, Raffinerien sowie im Energiesektor oder im Bau ist nicht neu. Mit Wasserstoff verbundene Gefahren wie Brände, Explosionen, Rissbildungen sind bekannt. Auf Transportwegen und bei Lagerungen sind besonders Materialversprödung und Leckagen eine Gefahr. Es drohen Explosionen und Kontaminationen.

Aufgrund zunehmender Investitionen und des Ausbaus der Wasserstofftechnologie, verbunden mit erweiterten und neuen Anwendungsbereichen, nimmt die Quantität und das Gefährdungspotenzial bekannter Risiken zu (z.B. in der Schifffahrt). Mit neuartigen Verfahren und Anlagen kann die Wahrscheinlichkeit technischer Fehler und damit potenzieller Schadenursachen steigen. Besonders Entwicklungs- und Konstruktionsfehler in vielfach eingesetzten Anlagen und Technologien schaffen ein wachsendes Serienschadenrisiko. Insofern werden Maßnahmen wie Mitarbeiterschulungen, Warnsysteme und Notfallpläne eine wichtige Rolle spielen, auf die auch Versicherer ihr Augenmerk richten können. Das hohe Innovationstempo könnte Versicherer bei bestimmten Risiken auch abschrecken, sodass der Markt nach dafür geeigneten Spezialanbietern zu untersuchen wäre.

Aus Sicht der Allianz erfordert der Bau neuer Wasserstoffanlagen und die Umrüstung bestehender Infrastruktur spezielle Versicherungslösungen. Gleichzeitig müssen bestehende Sach-, Haftpflicht- und Spezialversicherungen für Endnutzer mit Wasserstoffrisiken angepasst werden. Versicherer können verschiedene Versicherungsleistungen für den Wasserstoffsektor anbieten, zum Beispiel Deckungen für Sach- und Haftpflichtschäden, für Maschinenausfälle und Betriebsunterbrechungen oder Bau- und Seeversicherungen.

Mit Blick auf Start-Ups und Unsicherheiten bei Geschäftsentwicklungen in verschiedenen Segmenten des Wasserstoffmarktes drohen auch Management-Fehler und Insolvenzen, welche insbesondere die D&O-Versicherung betreffen können.

(Quelle: Allianz, Hydrogen: opportunities, uses and risks in the energy transition, Report July 2025)